Alle Artikel in der Kategorie “Buchkritiken

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Buchkritik: Andreas Flury – Der moralische Status der Tiere

Andreas Flury untersucht in seiner Dissertation moralphilosophische Axiologien im Umfeld der zeitgenössischen Tierrechtsdebatte. Die Konzepte von Henry Salt, Peter Singer und Tom Regan werden referiert und einer kritischen Würdigung unterzogen. Anschließend legt der Autor in seinem eigenen Entwurf dar, welche Eigenschaften einem Lebewesen das Recht auf moralische Berücksichtigung verleihen. Weiterlesen

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Buchkritik: Claudia Heinzelmann – Der Gleichheitsdiskurs in der Tierrechtsdebatte

Claudia Heinzelmann untersucht in ihrer Arbeit Peter Singers Forderung nach Menschenrechten für Große Menschenaffen. Um dieses sog. »Great-Ape-Project« kritisch beurteilen zu können, setzt sie sich ausführlich mit der Gleichheitsthematik auf der Folie der Gleichheitsdebatte in der feministischen Theorie auseinander. Sie spürt den geistesgeschichtlichen Wurzeln der kategorialen Trennung von Mensch und Tier nach und analysiert anschließend die tierrechtliche Argumentation von Peter Singer im Gesamtzusammenhang seiner präferenz-utilitaristischen Moraltheorie. Weiterlesen

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Buchkritik: Nan Mellinger – Fleisch

Ursprung und Wandel einer Lust

Damit sich niemand irrt: Es handelt sich nicht um ein Kochbuch. Dies zu bemerken scheint notwendig, da der kulinarische und ernährungsfachliche Aspekt von »Fleisch« in unserer Zeit derart flächendeckend behandelt wird, daß seinem gewohnheitsmäßigen »Verbraucher«- wie er im Zeichen der BSE-Krise neuerdings wieder besonders gehätschelt wird – kaum der Gedanke kommt, daß es auch andere Betrachtungsweisen gibt. Das Buch der Berliner Kulturwissenschaftlerin Nan Mellinger hingegen befaßt sich mit den vielfältigen Gründen für die »Lust« an tierlicher Nahrung, ihren soziologischen, ökonomischen, machtpolitischen, religiösen, kulturellen Bezügen und ihrem Wandel im Lauf der Zeiten. Besonders in dem reichen Verzeichnis der ausgewerteten neueren Literatur stößt man – mehr noch als im eigentlichen Text – auf eine Fundgrube für ungewohnte Sichtweisen. In zahlreichen Büchern und wissenschaftlichen Aufsätzen finden sich überraschende Fakten, Überlegungen und Einsichten, die mit dem Fleischessen zusammenhängen – etwa in Untersuchungen über die Geschichte der Nahrungsgewohnheiten, über den »gesellschaftlichen Stoffwechsel«, über die Idee des Opfers, über religiöse Speiseverbote, über das Fleisch als Machtsymbol, als Ordnungsfaktor zwischen den Geschlechtern, als identitätsstiftendes Element bestimmter sozialer Schichten oder beispielsweise über die Magersucht als weibliche Notwehr (schon im Mittelalter). In den verschiedensten Disziplinen wird vermehrt und neu über das Essen von Tieren nachgedacht. Allein dieses Literaturverzeichnis gibt denk- und diskussionsbereiten Leser/ innen eine Fülle von Hinweisen an die Hand, die scheinbare Selbstverständlichkeit des Fleischessens in Frage zu stellen und sich gegen platte Behauptungen wie »Das hat es immer gegeben und das wird es immer geben« zu wappnen. Weiterlesen

Robert Delaunay, 1938, Rythme n°1
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Buchkritik: Hanna Rheinz – Tiere Frauen Seelenbilder Die neue Tierpsychologie

In ihrem ersten Buch zur Psychologie der Beziehung zwischen Mensch und Tier, »Eine tierische Liebe«, legte die – inzwischen von Akademien und Instituten vielgefragte und durch Fernsehen und Radio bekannte – Autorin das Augenmerk hauptsächlich auf den Menschen und seine Gefühle für Tiere, insbesondere für seine eigenen Haustiere. In dem hier vorgestellten zweiten Buch liegt das Schwergewicht der Betrachtungen auf dem Tier selbst, auf dem Tier-Individuum, auf der Frage nach dem Ich, dem Selbst des Tieres. Von beiden Blickwinkeln her erschließt sie neue Sichtweisen auf ein von der psychologischen Fachwissenschaft vernachlässigtes Gebiet. Weiterlesen

Henri Rousseau: Fight Between a Tiger and a Buffalo, 1908
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Buchkritik: Carlo Consiglio – Vom Widersinn der Jagd

Im italienischen Original heißt das Buch »Diana e Minerva«, Carlo Consiglio, Professor für Zoologie an der Universität Rom, stellt hier die Göttin der Vernunft, Minerva, der Göttin der Jagd, Diana, gegenüber. Nicht als barocke Allegorie, sondern im modernen Gewand der Wissenschaft. Die Vernunft ist die Herausforderin und konstatiert anhand nüchtern ermittelter Daten, welche ungeheuren Schäden die moderne Jagd anrichtet. Den Gegenbehauptungen der Jägerschaft begegnet sie mit einer immensen Fülle von Faktenmaterial, das sogar großenteils aus deren eigener Fachliteratur stammt, überwiegend aber aus neutralen Untersuchungen der Ökologie betroffener Tierarten und der Auswirkung jägerischen Tuns in verschiedenen Einzelbereichen. Ausgewertet wird die einschlägige Literatur des ganzen 20. Jahrhunderts (mit einigen Rückgriffen auf noch ältere), wobei geographisch der Raum Europa und Nordamerika zur Betrachtung steht (fallweise unter Berücksichtigung der anderen Kontinente). Weiterlesen

Franz Marc: Der Traum, 1912
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Buchkritik: Noahs Erben von Richard David Precht

»Rinderwahnsinn und Schweinepest, nikotinverseuchte Hühner auf der einen Seite, dramatisches Artensterben von Tieren und Pflanzen auf der anderen – die Symptome eines entfremdeten und in letzter Instanz selbstzerstörerischen Umgangs mit nichtmenschlichem Leben sind allgemein bekannt.« Doch diese Probleme sind nicht zufällige Pannen und kurzfristige Skandale. Der Grund ist zu suchen in einem grundlegenden Denkfehler: »der Verdrängung der biologischen Natur des Menschen«. Weiterlesen

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Buchkritik: Das Leben der Tiere von J.M. Coetzee (Ute Esselmann)

»Ich verstehe nicht. Was kannst du nicht sagen?« fragt der Universitätsdozent John Bernard seine Mutter Elizabeth, während er sie ohne Bedauern zum Flughafen bringt; im Stillen ist er froh daß der Besuch der unbequemen alten Dame ein Ende hat. Ihr Gastvortrag zum Thema Tierrechte am Appleton College, seinem Arbeitsplatz, war eine Nervenprobe für ihn. Die weißhaarige Elizabeth, als Schriftstellerin zu einigem Ruhm gelangt, ernährt sich vegetarisch und spricht am liebsten Klartext, wenn es um ihr Herzensthema geht; doch diesmal, so kurz vor dem Abschied, im Zwiegespräch mit John, fällt ihre Antwort noch deutlicher aus: »Es hat den Anschein, als bewegte ich mich völlig ungezwungen unter den Menschen, als hätte ich völlig normale Beziehungen zu ihnen. Ist es denn möglich, frage ich mich, dass sie alle an einem Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes teilhaben? Phantasiere ich mir das alles zusammen? Ich muß wohl verrückt sein! Aber tagtäglich sehe ich die Beweise. Eben die Leute, die ich verdächtige, liefern den Beweis, stellen ihnen zur Schau, bieten ihn mir an. Leichen. Leichenteile, die sie mit Geld gekauft haben.« Elizabeth scheut sich auch nicht, die Massenvernichtung der Tiere mit der Massenvernichtung der Juden im Dritten Reich zu vergleichen. Weiterlesen

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Buchkritik von Sina Walden: Das Leben der Tiere von J.M. Coetzee

Die Erzählung des südafrikanischen Autors (und Literaturprofessors) Coetzee, der vom Verlag als »einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart« vorgestellt wird, umfaßt knapp 70 Seiten. Ferner ist, was zunächst überraschen mag, Franz Kafkas hochberühmter »Bericht für eine Akademie« (10 Seiten) in den Band aufgenommen, in dem ein Affe in wohlgesetzten Worten davon erzählt, wie er zu menschlichem Verhalten abgerichtet wurde. Die Zusammenstellung der beiden Texte erweist sich bei sorgfältiger Lektüre von Coetzees Geschichte als sinnvoll – nicht nur, weil Kafkas »Bericht« darin vorkommt, sondern weil er einen Schlüssel bietet zu dem Thema, das Coetzees Hauptfigur Elizabeth Costello aufwirft: Ist der menschliche Verstand das oberste Prinzip des Universums? Weiterlesen

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Buchkritik: Das Leben der Tiere als Hörbuch – von J.M. Coetzee

Das bereits auf animal-rights.de besprochene »Leben der Tiere« ist inzwischen auch in einer Hörbuch-Fassung erschienen. Die Erzählung des zweimaligen Booker-Preisträgers J.M. Coetzee wird gelesen von Christian Brücker, Deutschlands berühmtesten Sprecher. (Sie kennen ihn wahrscheinlich aus zahlreichen Hörspielen und Dokumentarfilmen der letzten 30 Jahren und als »die Stimme« von Robert de Niro) Weiterlesen

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Buchkritik: Schande von J.M. Coetzee

David Lurie, Professor für Literatur in Kapstadt, verliert wegen einer Affäre mit einer Studentin seine Stellung und zieht sich weitgehend aus seiner Umwelt zurück. Es bleibt ihm seine Tochter Lucy, die eine kleine, abgelegene Farm mit angeschlossener Hundepension betreibt.  Lurie versucht zaghaft, sich in das Leben von Lucy und die im rapidem Wandel begriffene südafrikanische Gesellschaft einzufinden. Doch an einem Nachmittag kommt der letzte, entscheidende Schlag: Vater und Tochter, und die Hunde, werden Opfer einer brutalen, ihr Leben grundlegend verändernden Gewaltorgie. Weiterlesen

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Buchkritik: Fleischeslust von T.C. Boyle

Von Fleischeslust im Sinne von Lust auf Fleischessen handelt nur eine der fünfzehn Erzählungen, die in diesem Band vereint sind. Aber für uns, die wir die literarischen Neuerscheinungen auf das Tierthema hin durchforsten, die interessanteste. Im Mittelpunkt steht ein junger Amerikaner, alles in allem ziemlich durchschnittlich, der auch zu Tieren eine durchschnittliche Einstellung hat. Als er friedlich am Strand eindöst, wird er von einem Hund angepinkelt und regt sich darüber so auf, daß Mordgedanken in ihm aufsteigen. Doch dann erblickt er die Besitzerin des Hundes und verliebt sich, wie vom Blitz getroffen, in das schöne Mädchen Alena. Alena läßt sich problemlos mit ihm ein und im Rausch der Liebe liefert er sich ihr völlig aus: er isst kein Fleisch mehr, macht aktiv bei Demonstrationen mit und schließlich sogar bei einer gefährlichen Tierbefreiung – denn Alena ist eine kompromißlose Tierrechtlerin. Sie bestimmt sein Tun und Denken so vollständig, daß er ihr wie in Trance folgt. Weiterlesen

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Buchkritik: Jane  Shapiro: Der Göttergatte

»Der Göttergatte«, neuer Roman der amerikanischen Autorin Jane Shapiro, beleuchtet mit den Mitteln des schwarzen Humors die Abgründe einer amerikanischen Familie. Die nicht mit Kindern, dafür aber mit Haustieren gesegnet ist. Ein Hund, eine Katze und ein Frosch werden hineingerissen in den Kreislauf des alltäglichen Nichtverstehens, in dem aus Liebe Gewalt wird …. Weiterlesen

Vassily Kandinsky: At Rest
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Buchkritik: Manuela Linnemann (Hg.): Brüder, Bestien, Automaten – Das Tier im abendländischen Denken

Das Buch bietet eine unkommentierte Sammlung von Äußerungen europäischer und amerikanischer Philosophen, Theologen und Literaten über das Tier im Hinblick auf seine Stellung in der menschlichen Gesellschaft. Die Auswahl reicht von der Antike bis in die Gegenwart und enthält größere Abhandlungen wie auch einzelne Aussagen und Gedankensplitter, etwa aus Briefen.
Die Sammlung ist sehr reichhaltig, sie berücksichtigt über hundert – meist berühmte – Namen wie Platon, Thomas von Aquin, Leonardo da Vinci, Voltaire, Darwin, Schopenhauer, Siegmund Freud, Rosa Luxemburg, Karl Kraus, Albert Schweitzer, Theodor W. Adorno oder Elias Canetti. Wie die Herausgeberin im Vorwort selbst erklärt, richtet sich diese Anthologie in erster Linie »an ein breites Publikum, … das auf das Spektrum der Fragestellungen im Zusammenhang mit der Bestimmung des Tieres aufmerksam gemacht werden soll«. Weiterlesen

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Buchkritik: Marc Bekoff: Das unnötige Leiden der Tiere. Tierrechte – was jeder Einzelne tun kann

Das ursprünglich für Jugendliche konzipierte, aber auch bei erwachsenen Lesern sehr erfolgreiche Buch des amerikanischen Verhaltens- und Kognitionsbiologen Marc Bekoff ist ein persönliches Plädoyer für die Rechte der Tiere – und für ein grundlegendes Nachdenken über unsere Beziehung zu anderen Menschen, den Tieren und der Umwelt. Es hat in den USA (u.a. zur Freude der an den Erlösen beteiligten Tierschutzorganisation) auch eine große Zahl erwachsener Fans gefunden. Weiterlesen

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Buchvorstellung: Johann S. Ach: Warum man Lassie nicht quälen darf

»Sind Tiere nichts weiter als »Ressourcen« für menschliche Zwecke, die als »Stellvertreter« oder als »Modell« eingesetzt werden können, wann immer dies im Interesse des Menschen ist? Oder kommt ihnen eine eigene moralische Schutzwürdigkeit zu?«
Dieser Frage geht Johann S. Ach in seiner Dissertation auf den Grund und nimmt dabei besonders das Thema Tierversuche unter die Lupe. Weiterlesen

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Buchvorstelung: Eternal Treblinka

Wer auf diese Weise für Tierrechte streitet, verletzt wissentlich ein Tabu. Dürfen wir tatsächlich vom schwersten Leid jüdischer Menschen zur Hitlerzeit sprechen – und im selbem Atemzug das tagtägliche Elend sogenannten Schlachtviehs beklagen? Ist es legitim, ja mehr noch: aus Gründen der Logik und des Mitgefühls gar zwingend erforderlich, die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis mit unseren Verbrechen gegen Myriaden sogenannte Nutztiere zu vergleichen und weitestgehend gleichzusetzen? Sind wir alle Nazis, wo es um Tiere geht, wie der jüdische Literaturnobelpreisträger Isaac Bashevis Singer schon vor Jahrzehnten konstatiert hat, zu einer Zeit, als niemand von Tierrechten sprach? Weiterlesen

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»Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka« – Danksagung für ein ehrliches Buch

Das selbe Buch zweimal besprechen? Liebend gern. Tatsächlich drängt es mich, zu diesem Werk, das schon im Titel Ungeheuerliches behauptet und doch bloß die Wahrheit spricht, noch einiges anzumerken. Ergänzend zu meiner ersten Rezension hier nun ein Plädoyer, das »Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka« als Pflichtlektüre für Jedermann auszuweisen sucht und deshalb mit zwei, drei persönlichen Überlegungen der Rezensentin gepolstert ist. Weiterlesen