Alle Artikel in der Kategorie “Bibliothek

Henri Rousseau : Portrait of Monsieur X (Pierre Loti - 1907)
Kommentare 0

Tom Regan: Die Philosophie der Tierrechte

Die anderen Tiere, die von Menschen gegessen, in der Wissenschaft benutzt, gejagt, gefangen und auf vielerlei andere Art und Weise ausgebeutet werden, führen ein eigenes Leben, welches für sie von Bedeutung ist, unabhängig von ihrer Nützlichkeit für uns. Sie sind nicht nur in dieser Welt, sie sind sich auch dessen bewusst. Und was ihnen widerfährt, ist wichtig für sie. Jedes Tier hat ein Leben – und dieses Leben kann erfahrungsgemäß besser oder schlechter sein. Die Tiere sind nicht unsere »Werkzeuge«, nicht unsere »Modelle«, nicht unsere »Ressourcen«, nicht unsere »Waren«. Sie gehören »uns« absolut nicht. Sie sind- so wie wir – jemand, nicht etwas. Und deshalb muss die Ethik unseres Umgangs mit ihnen auf denselben fundamentalen moralischen Prinzipien beruhen wie die Ethik unseres Umgangs mit uns Menschen. Weiterlesen

Henri Rousseau: Exotic_Landscape
Kommentare 0

Guido Ceronetti: Bekenntnisse und Erinnerungen eines Eurovegetariers

Doch, es hat einen gewissen Fortschritt gegeben. Der Vegetarier wird endlich nicht mehr als eine Art seltsames Tier betrachtet, als Objekt wissenschaftlicher Neugier und dümmlichen Staunens. Die vegetarische Ernährungsweise wird heute allgemein verstanden, obschon nur eine kleine Minderheit danach lebt; nach strengem Maßstab tatsächlich nur sehr wenige. In meinem Umkreis haben sich jedenfalls die inquisitorischen Fragen verloren, unter denen ich lange zu leiden hatte: »Warum denn? Und was isst du stattdessen? Woher nehmen Sie die Proteine? Sind es gesundheitliche oder gefühlsmäßige Gründe? Auch nicht mal gelegentlich= Was! Nicht mal Fisch?! Hast du nicht manchmal Lust auf ein Steak?« Weiterlesen

Henri Rousseau - La zingara addormentata
Kommentare 0

Marguerite Yourcenar: Wer weiß, ob die Seele der Tiere im Staub versinkt?

»Wer weiß, ob die Seele des Menschen hinaufsteigt und die Seele der Tiere im Staub versinkt?«
Kohelet (Der Prediger Salomo) III, 21 (1)

Eine Erzählung aus Tausendundeine Nacht berichtet, daß die Erde und die Tiere zitterten an dem Tag, an dem Gott den Menschen erschuf. Diese bewundernswerte poetische Vision gewinnt ihre ganze Bedeutung erst für uns, die wir weit besser als der mittelalterliche arabische Erzähler wissen, wie sehr die Erde und die Tiere Grund hatten zu zittern. Wenn ich Kühe und Pferde auf der Weide sehe, ein schönes Bild, das die Maler und Dichter aller Zeiten als »Idylle« empfunden haben, das aber leider in unseren westlichen Breiten selten geworden ist, wenn ich manchmal sogar ein paar Hühner zu sehen bekomme, die noch frei auf einem Bauernhof picken, dann sage ich mir: diese Tiere, die dem Appetit des Menschen geopfert werden oder zu seinem Dienst benutzt werden, gewiß, sie werden eines Tages einen elenden Tod sterben, geschlachtet, erschlagen, erwürgt oder, wenn es Pferde sind, die nicht in die Roßschlächterei gebracht werden, altem Brauch gemäß durch einen meist ungeschickten Schuss getötet, der so gut wie nie ein wirklicher »Gnadenschuß« ist, oder ausgesetzt in der Einsamkeit der Sierra, wie es noch immer die Bauern von Madeira machen, oder sogar (in welchem Land hat man mir das erzählt?) mit spitzem Stachel zu einer tiefen Schlucht getrieben, in die sie hinabstürzen und zerschmettern. Weiterlesen

Franz Marc: Roter Stier, 1912
Kommentare 0

Hannelore Jaresch: Aus der Sprache der Mäster und Metzger

Wir wissen, was man aus Tieren machen kann, wenn sie zur Befriedigung menschlicher Interessen hemmungslos missbraucht werden: nämlich bloßes Messinstrument, Bioreaktor, Produktionsfaktor, Ware, Vergnügungsobjekt, Sportgerät oder Zielscheibe. Dass die Sprache diesen Tatbestand und damit auch den Täter immer entlarvt, ist ein einfacher Sachverhalt von zwingender Logik. Weiterlesen

Vassily Kandinsky: Komposition VIII, 1923, Solomon R. Guggenheim Museum
Kommentare 0

Renate Brucker-Karnowsky: Blondis Schatten

Ein Schäferhund, zumal ein »deutscher«, ist von beträchtlichem Symbol- und Signalwert. Ob in der »Lindenstraße« oder im Film »Schtonk«, dieser Hund steht für die braune Gesinnung seines Herrn. Klar, dass auch das »Neue Deutschland« am 17. Juni 1953 einen »Mann mit braunem Anzug und großem Schäferhund« als konterrevolutionären Agitatoren enttarnen konnte und umgekehrt die westdeutschen Medien gerne die Spürhunde der Volkspolizei bei der Suche nach Flüchtlingen in Interzonenzügen zeigten. Lager, Stacheldraht, Peitsche, Uniform und der deutsche Schäferhund als Inkarnation des deutschen Bösen, als Erkennungsmerkmal des bösen Deutschen. Weiterlesen

Vassily Kandinsky: Composition IX, 1936, Musée National d’Art Moderne, Paris
Kommentare 0

Sina Walden: Das Tier in Religion, Recht und Ethik

Ein Mann steht eines Morgens auf, sehr früh, rasiert sich vermutlich, frühstückt, steigt in ein bereitstehendes Flugzeug und fliegt in den Norden seines Landes. Dort begibt er sich plangemäß zu der Wohnung einer Familie, holt eine Mutter mit ihren zwei Kindern aus dem Tiefschlaf und erschießt alle drei nacheinander. Befriedigt läßt er sich wieder zurückfliegen und begibt sich zur gewohnten Arbeitszeit an seinen Schreibtisch. Weiterlesen

Fraz Marc: Dear in the Forest I, 1913
Kommentare 0

Ute Esselmann: Era Zistel – eine Hommage und Bücherbesprechung

Was geht im Kopf einer Waschbärin vor, und was bewegt ihr Herz? Die amerikanische Schriftstellerin Era Zistel (†1997) hat viele Jahre in Gemeinschaft der unterschiedlichsten Tiere in einem Blockhaus in den Catskill Mountains gelebt und etliche Bücher über ihre Wahlfamilie geschrieben. »The Good Year« wurde erstmals 1959 gedruckt. Wie alle Werke der Autorin ist es unsentimental im Ton und dennoch tief bewegend, also durch und durch lesenswert; im übrigen handwerklich fein gemacht. Kein Vergleich also zu den vielen läppischen oder langweiligen Tierbüchern dieser Tage, die die Welt nicht braucht. Weiterlesen

Kommentare 0

Hannelore Jaresch: Wenn Bürger nicht mehr brav sein wollen

Wenn vom Widerstand die Rede ist, ist der Widerstand vor mehr als 50 Jahren gegen das NS-Gewaltregime gemeint. Wenn von zivilem Ungehorsam gesprochen wird, dann denkt die Mehrzahl der Bürger an Sitzblockaden wie gegen die Stationierung der Pershing-Atomraketen in Mutlangen, an Bürgerinitiativen wie gegen den Castor-Transport oder an Kirchenasyl für von der Abschiebehaft bedrohte ausländische Mitbürger. Weiterlesen

Wassily Kandinsky: Komposition X, 1939, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Kommentare 0

Sina Walden: Von Gandhi und Gummibärchen

Fast unmerklich löst der Begriff „Tierrechte“ den viel älteren des „Tierschutzes“ ab. Die meisten der in den letzten zwei Jahrzehnten gegründeten Tierschutzgruppen und deren Verbände führen inzwischen „Tierrechte“ im Namen; Bücher und Texte benutzen ebenso wie Privatpersonen zunehmend lieber das neue als das alte Wort. Sogar in Boulevardzeitungen taucht es immer häufiger auf, obwohl anzunehmen ist, dass sie nicht wissen, wovon sie reden. Aber wissen es diejenigen, die sich selbst als Tierrechtler/innen bezeichnen, so genau? Gibt es überhaupt eine allgemeingültige Definition?  Weiterlesen

Henri Rousseau: The_Football_Players
Kommentare 0

Sina Walden: Die Tierrechtsbewegung – work in progress

Eine Geschichte der Tierrechtsbewegung in Deutschland ist noch nicht geschrieben worden. Vielleicht ist es auch noch zu früh, denn diese Geschichte ist erst rund zwanzig Jahre alt. Aber ein Rückblick und ein Ausblick sind bei einer langen Wegstrecke ab und zu nötig und hilfreich. Aussichtspunkt soll der Hügel sein, der sich im Jahr 2002 mit der Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz vor unseren Augen zeigt. Es ist ein kleiner Hügel, gemessen an dem Gebirge, das vor uns liegt, aber doch eine Erhebung, die vor zwei Jahrzehnten noch nicht einmal sichtbar war. Auch der vorzeitige Tod mehrerer Aktivisten und Aktivistinnen in den letzten Jahren mahnt uns, dass wir anfangen sollten, Zeugnis abzulegen für eine Entwicklung, die noch immer nicht genügend in ihrer Bedeutung wahrgenommen wird. Weiterlesen

Henri Rousseau: Bouquet of Flowers_(Tate_Gallery)
Kommentare 0

Menschenrechte für Menschenaffen – nur in Neuseeland? Ein Vortrag von Sina Walden

Fast 2000 Jahre, in denen sich die westliche Kultur und die von ihr beeinflusste Welt unter dem christlichen Paradigma entwickelt hat; fast 3000 Jahre, wenn wir an ihre griechischen Anfänge zurückgehen; fast 6000, wenn wir ihre jüdischen Wurzeln mitbedenken – Jahrtausende sind es, die vergangen sind, bevor anno domini 2002 in einem Land dieser westlichen Kultur der Schutz der Tiere von Staats wegen in den Katalog der ranghöchsten Werte aufgenommen wurde, in die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland (etwas früher schon in der Schweiz). Welches Leid in diesen Jahrtausenden der Tierwelt durch Menschen angetan wurde, ist mit keinem menschenmöglichen Maß auszurechnen und auszuloten. War nicht schon längst Handlungsbedarf gegeben? Weiterlesen

Henri Rousseau: The_Flamingos
Kommentare 0

Detlef Liebe: Zur Tötungsfrage in der Mensch-Tier-Ethik – Eine Antwort

Die Frage, ob Tiere von Menschen getötet werden dürfen, wird unter Philosophen schon lange diskutiert. Eine gute Zusammenstellung und Diskussion der Lösungsvorschläge, von der Antike bis jetzt, findet sich bei Jörg Luy [1], der sich am Ende seiner Arbeit jedoch zu der Philosophie von Kant und Schopenhauer bekennt: die Tötung von Tieren wäre moralisch gerechtfertigt, wenn sie angst- und schmerzfrei vollzogen würde – mit seiner eigenen, folgenden Begründung: Zwar hätten Tiere, moralisch betrachtet, denselben Status wie Menschen, aber nur, während sie lebten. Für ihren Tod sähe es anders aus. Denn die Tötung, angst- und schmerzfrei vollzogen, würde vom Tier weder bewußt erlebt, noch ergäben sich für das Tier Folgen. Die Folgen: Todsein, kein Leben, keine Zukunft mehr, würden zwar entstehen, aber nicht für das Tier, das wäre ja tot und merkte nichts davon, weder bewußt noch unbewußt. Ähnliche Überlegungen, in bezug auf den Menschen selber angestellt, wären jedoch moralisch zu verwerfen, da das Wissen um die Möglichkeit, angst- und schmerzfrei getötet werden zu können, Panik auslösen würde – letztendlich der Grund, weshalb es unter Menschen ein Tötungsverbot gäbe. Beim Tier dagegen wäre keine Panik zu erwarten, da Tiere nur auf konkrete Lebensgefahr hin Regung zeigten, nicht jedoch aufgrund der bloßen Möglichkeit. Die Formulierung eines Rechts auf Leben auch für Tiere machte also gar keinen Sinn [2]. Weiterlesen

Franz Marc: Der Turm der blauen Pferde, 1913
Kommentare 0

Thorsten Ullrich: »Aufwertung der Tiere = Abwertung behinderter Menschen« Stimmt diese Gleichung?

Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der »Singer-Debatte«

1. Einleitung

• 1.1 Begründung und Erläuterung der Fragestellung
Das Thema dieser Diplomarbeit ist sicher eines der heikelsten, denen man sich überhaupt widmen kann. Zwei Tabus unserer Gesellschaft werden Bestandteil der Arbeit sein: Der Vergleich geistig behinderter Menschen mit Tieren und eine Diskussion über die mögliche Rechtfertigung von Infantizid. Weiterlesen